Das 20ste Faustball Weltklasse Elgg war Weltklasse!

von Marianne Burgener, Elgger-Aadorfer Zeitung

Am Mittwochabend kämpften auf der Sportanlage im See sechs internationale Teams um den Faustball-Turniersieg. Als besonderes Highlight trafen zudem die Frauen-Nationalmannschaften von Deutschland und der Schweiz aufeinander. Einziger Wermutstropfen: FG Elgg-Ettenhausen schied bereits nach der Vorrunde aus.

ELGG Wer die Vorrundenspiele verpasst hatte, hatte auch die Auftritte der Einheimischen verpasst. Nach zwei Niederlagen war ihr Schicksal besiegelt und sie konnten den weiteren Verlauf des Abends lediglich als Zuschauer geniessen. Das frühe Ausscheiden begründete Vorstandsmitglied von Faustball Elgg, Markus Fehr, unter anderem damit, dass sich Angreifer Dario Hofer am Wochenende am Fuss verletzt hatte und sich Stamm-Mittelmann Rico Strassmann nach der Weltmeisterschaft ein paar freie Tage gönnte.

Der Stimmung auf den Rängen tat dies keinen Abbruch, die Faustball-Gemeinschaft zeigte sich sehr sportlich und feuerte die verbliebenen Teams an und freute sich am Gebotenen. Es sei lange nicht sicher gewesen, ob die 20ste Ausführung überhaupt stattfinden würde, so Markus Fehr: «Nach der Weltmeisterschaft von Ende Juli in Mannheim haben wir damit gerechnet, dass die Teams aus Übersee die Heimreise antreten. Nun aber verstärken viele Nationalspieler ihre Clubs, die durch Europa touren und Turniere bestreiten.» Dem Faustball-Kundigen ein Begriff dürfte «Dozi» sein, der Schweizer Nationalspieler Raphael Schlattinger, der für den deutschen TSV Calw 1846 e.V. gekonnt und fehlerarm die Bälle in die gegnerische Platzhälfte schlägt. Mit seinem Können sollte er zu später Stunde an diesem Mittwoch sein Team zum Gewinner des Abends führen.

Das bessere Ende gehörte den Schweizerinnen
Bevor es zum ersten Highlight des Abends, dem offiziellen Länderspiel der Frauenteams aus der Schweiz und Deutschland kam, wurden die beiden Halbfinals ausgetragen. Die erste Begegnung war eine rein brasilianische Angelegenheit, bei der Vorjahressieger SG Novo Hamburgo gegen Sogipa Porto Alegre nach zwei Sätzen als erster Teilnehmer feststand. Um den Einzug ins Endspiel der Gruppe zwei kämpften die beiden deutschen Teams TSV Calw und der TV Vaihingen/Enz. Beim Stand von 10:8 im dritten Satz hämmerte «Dozi» die Orangefarbenen mit einem Ass zum 11:8 nach zwei gewonnen Durchgängen in den Final.

Das Schweizer Nationalteam der Frauen – mit Elgger-Beteiligung – nach dem Sieg
    über Deutschland.

(Bild: Patrick Hofmann)

Am Spielfeldrand hatten sich mittlerweile die Frauen für ihr Duell bereit gemacht. Wie es sich für Begegnungen auf diesem Niveau gehört, wurden die Hymnen beider Länder gespielt; die 364 Zuschauenden erhoben sich dazu feierlich. Die Partie begann ausgeglichen, doch bald zog die Schweiz davon und gewann den ersten Satz mit 11:7. Auch der zweite Durchgang ging mit 11:6 an die Rot-Weissen, die sich streckenweise überlegen zeigten. Für den dritten Satz wechselte Nationaltrainer Oliver Lang unter anderem Tanja Bognar, die Führungsspielerin und Hauptschlägerin mit der Nummer 7, aus. Mit Folgen: Das Spiel der Schweizerinnen wurde fehlerhaft, Deutschland ging in Führung und holte sich Punkt um Punkt zum 11:5. Lang reagierte und setzte für den vierten Satz die IFA-Spielerin des Jahres 2022, Bognar, wieder ein. Die Rheintalerin brachte die Gegnerinnen mit ihrem variantenreichen Angriffsspiel fast zur Verzweiflung. Ein spürbarer Ruck ging durch das Team, mit jedem Ballwechsel und gewonnenem Punkt kam das Selbstvertrauen zurück. Das Engagement von Trainer und Spielerinnen wurde schliesslich mit dem Satzgewinn und damit dem Sieg nach drei erfolgreichen Durchgängen belohnt. Für das Heimteam eine gelungene Vorbereitung und hoffentlich ein gutes Omen zur Europameisterschaft in Deutschland Ende August.

Ein Finalspiel mit Weltklasse
Kurz nach 21 Uhr standen sich mit den Teams aus Calw und Novo Hamburgo die beiden Finalisten gegenüber. Es sollte ein Spiel der Extraklasse werden, das den Zuschauenden einiges bieten und den Spielern alles abverlangen würde. Auf beiden Seiten des Bandes standen sich WM-Teilnehmer gegenüber, die sich nichts schenken wollten; beide Clubs hatten am Vortag je ein Turnier gewonnen und beide wollten sie in Elgg einen weiteren erreichen.

Der erste Satz ging mit 11:6 an den TSV Calw, mit einem «Dozi-Ass», wie schon so oft an diesem Abend. Im zweiten Durchgang besannen sich die Brasilianer auf ihren Ruf als Ballkünstler, der ihnen nicht zuletzt vom Fussball her anhaftet. Sie zauberten Schläge und retteten verloren geglaubte Bälle. Es folgten Ballwechsel mit bisweilen akrobatischen Einlagen auf beiden Seiten. Im Eilzugstempo entschieden die Südamerikaner Satz Nr. 2 mit 11:4 für sich. Oliver Lang, der seine Trainerrolle eingetauscht hatte und nun als Co-Moderator fungierte, sah in der Folge dieses zweiten Satzes Vorteile auf Seiten von Novo Hamburgo. Er sollte sich täuschen…

Im letzten Durchgang des Abends drehten die Süddeutschen noch einmal richtig auf. Es war ein packendes Turnierende auf hohem Niveau, die Spieler zeigten ihren Sport von der allerbesten Seite. Bis zu 130 Stundenkilometer schnelle Angriffsbälle wurden auf wundersame Art und Weise pariert, um danach sanft direkt hinter dem Band in der Hälfte des Gegners zu landen. Die Partie endete hart umkämpft und zum wiederholten Male mit einem Ass des Schweizers Raphael Schlattinger, der damit seinen TSV Calw zum verdienten Sieg führte.

Die Turniersieger: Der TSV Calw aus Deutschland mit «Dozi», Raphael Schlattinger
    (untere Reihe Mitte).

(Bild: Patrick Hofmann)

Aus Sicht der Schreibenden, die damit immerhin bereits das zweite Faustballturnier ihres Lebens besucht hat, hätte ein Match wie dieses Finale nur Sieger verdient! Am Ende des Abends, als alle Teams geehrt wurden und sich alle für ein grosses Gruppenfoto zusammenfanden, war der Geist dieses Sports deutlich zu spüren; jeder auf dem Platz war ein Gewinner.

Jeder ein Sieger. Gruppenfoto aller Teams am Ende eines sportlich hochstehenden Turniers.
(Bild: Patrick Hofmann)