Super gekämpft Jungs!

Vom 22. – 29. Juli fanden in Mannheim die Faustballweltmeisterschaften 2023 statt. 16 Nationen kämpften um den begehrten Titel, der seit 2011 dreimal in Folge und in der Vergangenheit 12mal von Deutschland gewonnen wurde. Zum Favoritenkreis und zur vier Nationen umfassenden Weltspitze zählen darf man neben Deutschland, Österreich und Brasilien auch die Schweiz.

Bei Faustballern wie Faustballfreunden sitzt die Enttäuschung der Faustball Weltmeisterschaft 2019 in Winterthur nach wie vor tief. Grosses hatten die Schweizer damals an der Heim WM vor. Leider sollte es nicht so sein und am Ende reichte es  für den undankbaren vierten Platz. Deshalb hatte die Nationalmannschaft unter der Leitung des Trainerduos Oliver Lang und Stephan Jundt für die aktuelle Austragung des Grossanlasses eine Rechnung offen. Dass der Schweiz eine Medaille zuzutrauen ist, weiss man nicht erst nach dem Gewinn der Silbermedaille an den World games in Birmingham, USA vom letzten Jahr.

Schweizer Nationalmannschaft in der SAP Arena in Mannheim
(Bild: Moritz Kaufmann)

Pflichterfüllung in der Vorrunde
Die Zusammensetzung der Gruppe A, in der die Schweiz eingeteilt war, hatte es in sich. Gegen Italien und Namibia mussten zwei Pflichtsiege her, gegen Deutschland würde es sehr schwer, das war allen Beteiligten bewusst. Das Startspiel vom Samstag absolvierte die Schweiz gegen Italien. Als Turniermannschaft bekannt, bekundeten die Eidgenossen noch etwas Startschwierigkeiten. Dennoch konnten sie den südlichen Nachbarn in Schach halten und einen deutlichen 3:1 (11:3/9:11/11:7/11:6) Sieg auf ihr Konto verbuchen. Am Sonntag, kam es zur Mamut Aufgabe gegen Deutschland. Während die Schweiz im ersten Satz auf Augenhöhe mitzuhalten vermochte, zeigte der amtierende Weltmeister in den folgenden Sätzen auf, dass er nicht gewillt ist, diesen Titel abzugeben. Mit 0:3 (9:11/3:11/4:11) ging das Spiel klar verloren. Tags darauf kam es zur dritten und letzten Vorrundenpartie gegen Namibia. Die Schweizer Nationalmannschaft trat souverän auf und gewann klar 3:0 (11:3/11:1/11:6) und erreichte somit den zweiten Gruppenrang.

Stolperstein Halbfinal
Nach einem für die Schweizer als bekennende Turniermannschaft unwillkommenen Pausentag, ging es in die Viertelfinalbegegnung gegen Argentinien. In einem spannenden Spiel mit ausgezeichnet agierenden Abwehrspielern wie Rico Strassmann und Leon Heitz, beide aus der ersten Mannschaft von FG Elgg-Ettenhausen, sowie einem solid aufspielenden Angreifer Team, zu dem der servicestarke, aus Elgg stammende Ueli Rebsamen gehört, konnte die Partie auf nassem Terrain gefahrlos mit 3:0 (11:3/11:8/11:7) gewonnen werden.
Für die Finalspiele wurde die Spielstätte nach drinnen in die 12500 Zuschauer fassende SAP Arena verlegt. Dies und ein extra für dieses Ereignis ausgelegter Echtrasen bedeutete für Spieler wie für die aus aller Welt angereisten Fans eine einmalige und noch nie dagewesene Atmosphäre. Vor einer überwältigenden Schweizer Fankulisse in der man zahlreiche Elgger und Ettenhauser Gesichter ausmachen konnte, lief die Schweizer Nationalmannschaft zum Halbfinal gegen Österreich auf. Dem Staff und dem Team war klar, dass alles in eine Waagschale geworfen werden und alles optimal klappen muss, dass dieser Gegner geschlagen werden kann. In einer über weite Strecken auf Augenhöhe ausgetragner Partie, schlichen sich im Spiel der Schweizer da und dort immer wieder ärgerliche Eigenfehler ein. Leider gelang es den Schweizern in den matchentscheidenden Situationen nicht, einen kühlen Kopf zu bewahren. Dies wussten die Österreicher eiskalt auszunutzen. Mit 0:3 (8:11/9:11/8:11) musste die Schweizer Nationalmannschaft somit schmerzhaft den Traum vom Final begraben.

Die Livestream Komentatoren waren voll des Lobes – Abwehrspieler Leon Heitz
(Bild: Moritz Kaufmann)
flink und wendig – Schlüsselspieler Rico Strassmann
(Bild: Moritz Kaufmann)

Eine Partie der Extraklasse!
Neuer Tag, neues Glück. Beherzt und motiviert traten die Schweizer ins Scheinwerferlicht der Arena um im abschliessenden Spiel um Rang 3 zu reüssieren. Gegen Brasilien hatten sie noch eine Rechnung offen, denn bereits an der Heim WM 2019 in Winterthur traten sie im kleinen Final gegen die Südamerikaner an; leider mit dem besseren Ende für diese.
Beherzt, konzentriert und ohne Makel starteten die Schweizer in die Partie um Bronze. Den Fans zeigte sich eine komplett andere Mannschaft als tags zuvor. Der Siegeswille und der Glaube daran, diese Medaille nach Hause zu holen war spürbar. Dementsprechend spannend zeigte sich die Partie. Lange Ballwechsel, spektakuläre Spielzüge und attraktiver Faustballsport auf beiden Seiten liessen das Herz aller Faustballfreunde höher schlagen. Dennoch lag das nötige Quäntchen Spielglück immer wieder auf Seiten der Brasilianer. In einem packenden Duell musste die Schweiz mit 1:4 (10:12/11:9/12:14/11:7/12:14) auch die Bronzemedaille aus den Händen geben. Die Enttäuschung nach dem Spiel war verständlicherweise riesengross. Aber die Gewissheit, dass nur gerade acht Spielpunkte den Unterschied ausmachten und dass jedes einzelne Teammitgied alles gegeben hatte, dürfte bei genauerer Analyse über den Verlust hinweghelfen.
Die Finalpartie zwischen Österreich und Deutschland bot vorallem eines: ein auf allen Positionen souverän agierendes Deutschland, welches seinen Gegner zu jedem Zeitpunkt im Griff hatte. Mit 4:0 (11:7/11:3/ 15:14/11:7) darf sich unser nördlicher Nachbar verdient zum vierten Mal in Folge Faustball Weltmeister nennen.

Vor imposanter Fankulisse
(Bild: Markéta Lang)
„Unsere“ Jungs Rico und Leon im Nati Dress
(Bild: Markéta Lang)